Bitumen - der Stoff, aus dem die
Dächer sind ?


Bitumen ist ein traditioneller Dichtstoff, der in vielen Bereichen des Hoch- und Tiefbaus und anderen Wirtschaftszweigen seit hunderten von Jahren einen festen Platz hat. Bitumen ist aber nicht Bitumen, abhängig von der Rohölqualität, der Art der Destillations-verfahren, hat er schon ganz unterschiedliche Eigenschaften. Hinzu kommen, besonders in dem von uns verarbeiteten Bereich der Dächer und Abdichtungen, je nach Einsatzzwecke desselben, z. B. als Bitumenbahnen, verschiedene Zusätze wie z.B. Füllerstoffe (Schiefermehl, u.a.), Weichmacher, wie Fluxöle und/oder Polymere, u.a.. Die letzteren bei den Polymerbitumenbahnen. Durch die Art des Bitumen, die verwandten Zusätze und letztendlich natürlich auch die Trägereinlagen, werden die Eigenschaften von Bitumenbahnen wesentlich beeinflusst.



Flachdach auf einem Wohnaustrakt, bituminös abgedichtet. Belastungen: Bewitterung, stehendes Wasser, Wind, Begehen, etc. Zustand: Vielfach geflikt, z. T. durchfeuchtet - sanierungsbedürftig

Das Leistungsspektrum der Bitumenbahnen reicht heute von der V 13 bzw. V 60 mit einer Glasvlieseinlage, welche gemäss den geltenden Flachdachrichtlinien als Dichtungslagen nicht mehr angerechnet werden dürfen, bis hin zu hochleistungsfähigen Polymerbitumenbahnen, z.T. mit herausragenden Leistungsmerkmalen, wie einer hohen Kälteflexibilität und/oder einer hohen Wärmestandfestigkeit, einem guten Alterungsverhalten, o.a..




Lichtrisse lassen darauf schliessen, dass es sich bei der bituminösen Abdichtung vermutlich um eine Oxidbitumenbahn handelt

  Bitumen in seiner Ursprungsform kennen wir heute fast nur noch als Blockbitumen zur Verklebung von Wärmedämmungen oder Dachdichtungsbahnen, in der Regel auf starren Unterkonstruktionen.

Oxidationsbitumenbahnen, dazu gehören nach DIN 52143 und DIN 52130 Bitumen- und Dachdichtungsbahnen, wie z. B. V 13, G 200 DD u.a., werden in nicht hochbeanspruchten Bereichen im Dachschichtenpaket wie z. B. als Ausgleichsschichten, als Kaschierlagen, unter Umständen (nur G200) auch als erste Abdichtungslage verwandt.
Die DIN fordert hier relativ geringe Leistungsmerkmale, wie z. B. eine Kältebeständigkeit von 0° C und eine Wärmestandfestigkeit von 70° C im frischproduzierten Zustand. Da diese Leistungsmerkmale in der Regel bereits nach wenigen Tagen Liegezeit abnehmen, dürften solche Bahnen m. E. zumindest bei 90 % der mir bekannten Dächer, bei denen z. B. an den stärker sonnenbeschienenen An- und
Abschlussbereichen mit einer Erwärmung der Dichtungsbahnen über 80° Grad Celsius zu rechnen ist, nicht eingesetzt werden. Das gleiche gilt für Bitumenschweissbahnen nach DIN 52131, wie z. B. V 60 S4, G 200 S usw..

Die Flachdachrichtlinien fordern im Punkt 4, Grundsätze der Dachabdichtungstechnik, 4.1, Anforderungen an den gesamten Dachaufbau (6): „Der Dachaufbau muss so geplant und ausgeführt sein, dass er bei den üblichen witterungsbedingten Temperaturen von ca. minus 20° C bis plus 80° C funktionsfähig bleibt„.

Dies gilt m.E. auch für sonnenbeschienene An- und Abschlüsse.

Ebenfalls fordern die Flachdachrichtlinien unter dem Punkt 6.6, Dachabdichtungen mit Bitumenbahnen (2): „Als obere Lage sind Polymerbitumenbahnen z. B. mit Schiefersplittbestreuung zu verwenden„ und weist unter dem gleichen Punkt (10) darauf hin, dass Dächer mit einer Neigung unter 2 % Sonderkonstruktionen sind, in solchen Fällen eine zweite Abdichtungslage aus Polymerbitumenbahnen oder zwei weitere Lagen Bitumenbahnen zu verwenden sind.

Wenn man sich das Leistungsspektrum dieser Oxidationsbitumenbahnen und die verlegebedingten Kosten ansieht, kann die Entscheidung nur die sein, immer eine zweite Polymerbitumenbahn einzubauen.

Ein gleichmässiges Gefälle oder eine höherwertige Abdichtung ist dabei m.E. an (fast) allen Stellen des Daches, also auch in Kehlen, hinter Durchbrüchen, etc. einzubauen.

Die obere Lage, beansprucht durch Wärme, Kälte, Schnee, einen Temperaturwechsel, biologische Ablagerungen, fotochemische Belastungen, ultraviolette Infrarotbestrahlung, Vogelkot etc., sollte in diesem polymeren Verbund ein deutlich höheres Leistungsspektrum aufweisen als die geschützte erste Dichtungslage.

Bieten Polymerbitumenbahnen
einen ausreichenden Schutz?


Bei Polymerbitumenbahnen gibt es nicht nur, wie bei den Oxidationsbitumenbahnen, eine Unterscheidung nach Polymerbitumen-Dachdichtungsbahnen nach DIN 52132 und Polymerbitumen-Schweissbahnen nach DIN 52133.
In der DIN 52133 werden werkstoffbedingt elastomere (DIN Bezeichnung: PYE) und plastomere Polymerbitumen-Schweissbahnen (DIN Bezeichnung: PYP) unterschieden, wobei die letzteren nur als Schweissbahnen hergestellt werden und somit in der DIN 52132 nicht aufgeführt sind.

Wer kann was?

Ob im Rahmen einer Sanierung oder eines Neubaus, im wesentlichen sollte man sich die Frage stellen: Welche Anforderungen an meine Dachabdichtung ergeben sich
  1. aus der Konstruktion
  2. aus der Nutzung
  3. ggf. aus der Lage, Umwelteinflüssen?
 



Erste Erkenntnisse über den Dach-aufbau und dessen Zustand durch Probeentnahmen - die dunkle Verfärbung und der bröselnde Korkdämmstoff zeigen, dass Durchfeuchtungen vorhanden waren und/oder sind. Ein kraftschlüssiger Verbund ist nicht mehr ausreichend vorhanden.

  Regelmässige Falten-bildungen in der Poly-merbitumen lassen die Vermutung zu, dass hier eine Verschiebung im Dachschichtenpaket stattgefunden hat.   Welche Detaillösungen erfordern welche Eigenschaften vom ausgewählten Dichtungssystem? Bei Sanier-ungen ist ausserdem zu klären, welcher konstruktive oder dichtungstechnische Untergrund liegt vor, ist er, da eine ausreichende kraftschlüssige Verbindung zwischen den Funktionsschichten vorhanden ist instandzusetzen oder muss er (grundlegend) saniert werden.

Ausserdem sollte geklärt werden, welche Belastungen aus dem vorhandenen Dachschichtenpaket zu erwarten sind und wie sich diese, ggf. auf die aufzubringenden Schichten auswirken können.

Nachdem diese Fakten zusammengetragen sind, sollte die technisch optimale Lösung ermittelt werden.

Im Rahmen der 5, 10 oder bei organisatorischen Mängeln auch 30jährigen Gewährleistung für die zu erbringende Leistung kann eine technisch nur bedingt funktionierende Lösung heute kaum noch in Betracht kommen.

SBS oder APP?

das ist im wesentlichen die Frage, wenn es um Polymerbitumenbahnen geht.
 



Sonderfall Flachdach - Aufgrund des mangeldnden Gefälles sollten 2 Lagen Polymerbitumenbahnen eingesetzt werden.

Dabei handelt es sich bei SBS-Polymerbitumenbahnen um elastomere, rückstellfähige Bitumen- oder Bitumenschweissbahnen mit einem Kaltbiegeverhalten nach DIN von min. - 25° C und einer Wärmestandfestigkeit von min. + 100° C. Diese Eigenschaften werden im wesentlichen durch die Beimischung von SBS (Styrol-Butadin-Styrol) Polymeren erzielt.

Bei den APP-Polymerbitumen-Schweissbahnen wird nach DIN ein Kaltbiegeverhalten von - 15° C und eine Wärmestandfestigkeit von + 130° C gefordert, wobei die Eigenschaften dieser Bitumenschweissbahn im wesentlichen von den APP (Ataktisches Polypropylen) Polymeren beeinflusst wird.




Wiederherstellung des kraftschlüssigen Verbundenes zum tragenden Untergrund und Aufschweissen von Polymerbitumenbahnen statt Komplettabriss
 



Bitumen ist kompatibel - Instandsetzen einer bituminösen Altabdichtung durch das Aufschweissen einer Bitumenschweissbahn. Fotos: Jürgen Lech, Büro für Dachtechnik, Essen

Bereits nach einer relativ kurzen Zeit der Freibewitterung, dies wurde in Laborversuchen nachgewiesen, tritt bei den Bahnen eine deutliche Leistungsminderung ein. Vergleicht man damit die „Mindestforderungen„ der Flachdachrichtlinien (z.B. die Gebrauchstauglichkeit der Dachfläche bis + 80° C) ist festzustellen, dass es hier kaum oder keine Leistungsreserven gibt.

Die Tatsache, dass viele Dachflächen z. B. bei Industrieanlagen auch im Winter auch bei Temperaturen unter + 5° C begangen und/oder das Dachschichtenpaket durch Schubkräfte, z.B. durch fest montierte Kranbahnen unter Leichtdachkonstruktionen und/oder sich im Dach befindliche vibrierenden Motorlüfter stark belastet wird, erfordert deutlich höhere Leistungsreserven bei den eingesetzten Systemen.

Dies lässt m.E. die Frage zu: „Kann man mit Standardprodukten dauerhaft Dächer abdichten ?„




Bitumen ist kompatibel - Instandsetzen einer bituminösen Altabdichtung mit einer SBS-Kaltselbstklebebahn
  Besonders bei den Oberlagen, die wie bereits erwähnt durch viele zusätzliche Belastungen einer erhöhten Beanspruchung, einer erhöhten Alterung unterliegen, fällt es m. E. nach nicht immer, aber immer öfter dem Bauherren leicht, sich für die sichere, auf Dauer wirtschaftliche (Dach)Lösung zu entscheiden.

Auch sind seitens der Bitumenbahnenhersteller mit solchen hochwertigen Dachaufbauten Gewährleistungszusagen bis zu 10 Jahren zu erreichen, die dem Bauherrn bestätigen, mit Sicherheit die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Mit der vielfach an mich gestellten Frage, warum ich mal hochwertige APP Polymerbitumenbahnen, mal hochwertige SBS Bitumenbahnen als Oberlagen empfehle, möchte ich Ihnen anhand verschiedener Praxisbeispiele die Unterschiede und einige Einsatzmöglichkeiten dieser verdeutlichen.

"Es gibt nicht eine Bahn, ein System für das Flachdach, sondern es gibt viele Komponenten, die individuell nach der Analyse des vorhandenen, der zu erwartenden Beanspruchung zusammengefügt werden sollten."

So wurden und werden z. Zt. an verschiedenen Objekten in Bochum, Düsseldorf, Essen etc. hochwertige SBS Polymerbitumenbahnen aufgebracht. In der Regel handelt es sich hier um bestehende Wohnbauobjekte, bei denen durch eine Polystyrolgefälledämmung ein ausreichendes Gefälle hergestellt werden konnte.

Bei dem eingesetzten, begrenzt dimensionsstabilen PS 20 SE mit Dicken bis zu ca. 300 mm kann es im Dachschichtenpaket zu Spannungen kommen, die die Abdichtung, allerdings in einem überschaubaren Mass, belastet.
Aber auch auf Industrieleichtdächern, z. B. in Löbau (Sachsen), Naumburg (Thüringen) mit geringen Dämmstoffdicken (40 - 120 mm) wurde, u.a. aufgrund der aus der „weichen„ Unterkonstruktion, der Nutzung (Motorlüfter) und der notwendigen Wartung der sich auf dem Dach befindlichen Anlagenteile, die Abdichtung wie vor beschrieben hergestellt. Hier hat der Einsatz der hier aufgebrachten mit über - 34° C kälteflexiblen Elastomerbitumenbahn m. E. entscheidende Vorteile.

Bei anderen Objekten wie z. B. der Sanierung der Ford Autohaushalle West (Sachsen), einem Wohnkomplex in Wuppertal wie auch in Stuttgart, standen bei der Entscheidung für den Einsatz von plastomeren APP Bitumen-schweissbahnen ganz andere Leistungs-merkmale im Vordergrund.
 

Polymerbitumenbahn
    PYE G 200 S5 Schiefer
Polymerbitumenbahn
    PYE G 200 S4 .
bitumenkaschierte Klappdämmung
    PS 20 SE

Gefälledämmung PS 20 SE

Voranstrich
Perforation

verwendungsfähige
Altdachfläche




Stahlbeton