OBJEKT 1: Oberfläche der Parkpalette in Ratingen-West Die Konstruktion wird durch plattierte, intensiv begrünte Teilbereiche, durch die freie Bewitterung, mechanische Beanspruchungen, stark beansprucht |
  Jürgen Lech   Der Dachdeckermeister 8/99 |
Die
Verdichtung der Ballungsräume, der Wohn- und Geschäftsstrassen
verlangt nicht nur von "Deutschlands liebstem Kind" - dem Auto,
sondern auch den Hoch- und Tiefbauern ein hohes Mass an Flexibilität. Wer kennt sie nicht, die früher oft als klobige Klötze, heute u.U. auch an-spruchsvoll gestalteten Parkhäuser, die Parkpaletten und die von aussen mehr oder weniger unsichtbaren Tiefgaragen. |
Der
Zweck ist immer der gleiche, doch die Gestaltungsmöglichkeiten, die
Lage, die Beanspruchungen sind vielfach unterschiedlich und fordern u.a.
beim System, z.B. der Abdichtung unterschiedlichste Konzepte und Materialien.
Die unterschiedlichen Bauweisen, die hohe Beanspruchung und schliesslich
ein u.U. falsches Wirtschaftlichkeitsdenken seitens des Bauherren fordern
vielfach nach einer mehr oder minder langen Nutzungszeit eine z. T. aufwendige
Sanierung. Anhand von zwei Beispielen möchte ich Ihnen zwei Sanierungsobjekte, deren Sanierungskonzepte einmal vorstellen. Top und Flop - ein Park auf dem Dach ! Eine Parkpalette der besonderen Art, die nicht nur als Stauraum für Autos, sondern auch Platz zum |
Spielen, Pausieren und Erholen bietet, wurde in den
70er Jahren in einem Ballungszentrum in Ratingen-West gebaut. Auf ca. 6000
m² bot sich konzeptionell die Möglichkeit zu parken und auf dem "Dach",
auf dem sich neben intensiv bepflanzten Bereichen Spielplätze, Bänke,
etc. befinden, sich zu erholen. Doch relativ schnell traten an der Unterseite der Betonfertigteilkonstruktion Durchfeuchtungsspuren auf. Das durch die Betonfertigteile dringende Wasser reicherte sich beim Durchfluss durch die Betondecke mit Mineralien an, tropfte unkontrolliert ab und führte nicht nur zu Lackschäden an den Autos, sondern auch zu Abplatzungen der Betonüberdeckung an den Betonfertigteilen. Die Ursachen missachtend, die Symptome bekämpfend, fing |
man
an, vorrangig unter den Fertigteilplattenstössen, vorrangig im Bereich
der Dehnungsfugen, Rinnenkonstruktionen anzubringen, die das Wasser wie
auch die ausgespülten Mineralstoffe konzentriert auffangen und ableiten
sollten. Fast 20 Jahre hatte man mit dieser Methodik mehr oder minder Erfolg,
musste aber auch den einen oder anderen Parkplatz aufgrund der drohenden
Lackschäden sperren. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, Lösungkonzepte zu erarbeiten, wurde ein Sachverständigenbüro eingeschaltet, mit der Aufgabenstellung:
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Bei
der Untersuchung der Dachabdichtung an mehreren Stellen der Garagenoberfläche,
zielgerichtet auf die Durchdringungen und An- und Abschlüsse, wurde
folgendes festgestellt:
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Je
nach Oberflächennutzung befand sich über dem Schutzvlies auch
der Sand des Sandkastens, oder aber wie bereits erwähnt, eine intensive
Begrünung mit einer Substrathöhe von ca. 70 - 80 cm. Die Funktionssicherheit der Abdichtung sowie der An- und Abschlussdetails war erwartungsgemäss nicht mehr ausreichend gegeben. In den nicht begrünten Anschlussbereichen war die Deckschicht der Bitumenbahn partiell abgeplatzt, es waren mechanische Beschädigungen vorhanden. Im, frei bewitterten Bereich der Anschlussbahnen, oberhalb der Substratschicht, war es erwartungsgemäss zu hohen Spannungen gekommen, so dass sich die nicht ausreichend verschweissten Nahtüberlappungen aufgestellt haben und hier eine Durchwurzelung stattgefunden hatte. |
Da die (Ablauf)Nuten der Gully verstopft waren, staute sich das Oberflächenwasser und drückte |
Hinzu
kam, dass das oberflächlich hochverdichtete Substrat das anfallende
Wasser nur partiell in diese ableitete und hier, da eine ausreichende vollflächige
Verklebung der Dichtungsbahnen an den aufgehenden Bauteilen nicht ausreichend
vorhanden war, das Wasser in das Gebäudeinnere gelangen konnte. Die
Dachabläufe verfügten nicht über eine Pressflanschkonstruktion,
hier wurden die bituminösen Bahnen an diese herangeführt, die
Fuge zwischen den Bahnen und dem gusseisernen Gullykörper vergossen.
Die eingefrästen Nuten im Gullykörper, die ursprünglich für eine barrierefreie Entwässerung der Dachabdichtung |
Unter dem Plattenbelag, eine (fast) wasserundurchlässige Schutzlage, eine versandete Dränschicht... |
sorgen sollten, waren wie auch der Gullykörper an sich, stark versintert,
was auf Auswaschungen der grossflächigen, nicht geschützten Betonplattenbeläge
zurückzuführen war. Die direkten Folgen waren ein Wasseranstau
an der Oberfläche der Abdichtung, ein Unterspülen der Betonplattenbeläge,
die z.T. abkippten, so dass die nachträglich eingebrachte lineare Oberflächenentwässerung
kein Wasser mehr aufnehmen konnte. Die Bitumenbahnen waren im Bereich der Dehnungsfugen, hier waren diese kraftschlüssig und ohne Schlaufenbildung aufgeklebt, durchgerissen, die Kunststoffbahn hatte sich abgelöst, das Wasser konnte hier ungehindert eindringen. |
...die Abdichtung aus Bitumenbahnen, über den Dehnungsfugen mit einer Kunststoffbahn verstärkt |
Das
Lösungskonzept Die neuralgischen Punkte waren deutlich, die mangelnde Entwässerung, der desolate Zustand der Abdichtung, vorrangig im Bereich der Dehnungsfugen und der An- und Abschlüsse. Nach der Analyse der Situation wurden dem Bauherrn einer grossen Wohnungsbaugesellschaft zwei Lösungsvorschläge unterbreitet:
2. Lösung - Überarbeitung der neuralgischen Punkte Die Art der festgestellten Schäden sowie die anhand von einzelnen Proben gewonnenen Erkenntnisse, liessen eine zweite begrenzte Sanierungslösung zu.
Ähnliche
Schädigungen, aber in unterschiedlichem Ausmass waren mir auch bei
anderen Objekten, wie z.B. einer Tiefgarage in Stuttgart-Freiberg schon
begegnet.
Fazit: Nicht eine für Alle, sondern eine auf die örtlichen Erfordernisse/Verhältnisse, die Wünsche des Bauherren abgestimmte Lösung bringt den Erfolg. Die Bereitschaft der Bauherren eine Komplettsanierung zu akzeptieren und zu finanzieren, ist aufgrund der hohen Unterhaltungs- und Sanierungskosten dieser Parkräume immer seltener. Vielfach sind die Schäden auf z.T. bereits beim Neubau verursachte Detail- und Verarbeitungsmängel zurückzuführen. Diese zu beseitigen, bedarf es nicht immer der Komplettsanierung. Natürlich bedarf ein Sanierungskonzept einer genauen Analyse des Vorhandenen, einer genauen Risikoabwägung, einer entsprechenden Fachkompetenz. Wollen Sie mehr wissen ? Besuchen Sie das BFD-Seminar – Bauwerksabdichtung - , z.B. am 30.03.99 bei der Technischen Akademie Esslingen. Jürgen Lech Bautafel: Objekt 1: Gutachten und Planung: Jürgen Lech-BFD, Essen Unterstützt von: Bernhardt Pries, Essen und Werner Mauer, Neuss Objekt 2: Planung und Baubegleitung: Jürgen Lech-BFD, Essen Ausführung: Peiniger GmbH, Leverkusen Quellennachweis: DIN 1045 – Beton- und Stahlbetonbau DIN 1055 - Lastannahmen für Bauten, DIN 4102 - Brandschutz im Hochbau, DIN 4095 - Gebäudedränung (Bemessung der Dränage), DIN 18195 - Bauwerksabdichtungen, DIN 18338 - Dachdeckungs- und Dachdichtungsarbeiten DIN 18339 - Klempnerarbeiten, DIN 18531 - Dachabdichtungen, Richtlinien für die Planung und Ausführung von Dächern mit Abdichtungen - Flachdachrichtlinien, ZTV-Bel-B (Vorläufige Zusätzliche technische Vorschriften und Richtlinien für die Herstellung von Brückenbelägen auf Beton) Literaturhinweis: Abdichtung von Klimaschächten, erschienen in: Der Dachdeckermeister, Kleffmann Verlag, Bochum, Ausgabe 11/92 Gefahrenpunkt- Abdichtung erdberührter Bauteile, erschienen in: deutsche Bauzeitschrift, Bertelsmann Fachzeitschriften GmbH, Gütersloh, Ausgabe 2/94 Schutzbeläge - und was beachtet werden sollte, erschienen in: Dach und Grün, Kubersky-Verlag, Stuttgart, Ausgabe 2/98 Quellen: Bilder F10 - MIGUA GmbH, Wülfrath Restliche Fotos + Zeichnungen - Jürgen Lech-BFD, Essen ZURÜCK ZUM PUBLIKATIONSMENUE |