Detaillösung bei der
Flachdachsanierungen

                     





Jurgen Lech
Deutsche Bauzeitschrift 06/00



Flachdächer sind oftmals besser als ihr Ruf,
fordern aber die volle Aufmerksamkeit der
Planer auch im Sanierungsfall

 




Detailmangel mit sichtbaren Folgen:
Ablaufspuren an der Fassade - Folgen
eines fehlenden Abstandes zwischen
Fassade und Dachrandprofil sowie
überlaufenden Niederschlagswassers




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Jürgen Lech,
Essen

Der Autor, geb 1958, absolvierte eine Dachdeckerlehre mit anschliessender praktischer Tätigkeit als Dachdeckergeselle. 1984-1986 besuchte er die Fachschule für Bautechnik in Essen.
Anschliessend arbeitete er bei Unternehmen der Bauchemie auf dem Gebiet der Anwendungstechnik. 1992 Beginn der Autorentätigkeit für verschiedene Fachzeitschriften. Herausgabe mehrerer Fachbücher, Selbstständige Tätigkeit als Sachverständiger mit Büros in Essen, Esslingen, und Meissen

  Bereits bei der Planung sind eine Vielzahl von Detaillösungen, wie Dachrand und Wandanschlüsse, Anschlüsse an Dachluken, höherliegende Bauteile, die Eindichtung von Dachdurchbrüchen wie Kaminen, Antennenmasten, Lüftern, Lichtkuppeln etc., zu erfassen und gemäss den Vorgaben der geltenden Normen und Richtlinien (Technik) und der VOB (Form) in einem Leistungsverzeichnis (LV) ausreichend zu beschreiben.

Die für diese Arbeiten geltenden Fachregeln, wie die
  • Richtlinien für die Planung und Ausführung von Dächern mit Abdichtungen - Flachdachrichtlinien (Fl-Rtl),
  • DIN 18531 - Dachdichtungsarbeiten
  • DIN 18339 - Klempnerarbeiten
  • DIN 1055 - Lastannahmen im Hochbau (Windsogbelastung der Dachabdichtung)
  • DIN 4108 – Wärmeschutz
sind nur einige der Regeln, welche bereits bei der Planung, besonders aber bei der Ausführung zu berücksichtigen sind.

Aus ihnen lassen sich unter anderem Forderungen wie, ausreichend dimensionierte Anschlusshöhen, eine spannungsfreie Ausbildung, ein kraftschlüssiger Verbund zum Untergrund und last but not least, die langfristige Dichtigkeit der gewählten Lösungen ableiten. Weitere Anforderungen, welche weit über vorgenannte, ausschliesslich das Dach betreffende hinaus gehen, sind die in der 1995 erschienen, novellierten Fassung der Wärmeschutzverordnung aufgestellten. Unter Berücksichtigung des Vorhandenen und der Verhältnismässigkeit der Mittel, stellt uns diese vor fast unlösbare Aufgaben. Im Einzelfall bleibt nur der Umbau grossformatiger, grossflächiger Bauteile, Deckenkonstruktion etc. oder die Entwicklung von Sonderkonstruktionen in Abstimmung mit allen Beteiligten.

Einerseits muss eine gewählte Lösung langfristig (und rechtlich) sicher sein, andererseits beweist die Vergabepraxis immer wieder, dass unseriöse oder inkompetente Wettbewerber durchaus in der Lage sind, den fachlich meist mangelhaft informierten Auftraggeber für sich zu gewinnen. Die Billiglösungen werden oftmals, unter grober Missachtung der geltenden Fachregeln und mittels verklausulierten Gewährleistungszusagen, konzipiert und ausgeführt und zum Schlussmit einer Vielzahl von (überteuerten) Nachträgen präsentiert.
Es muss nicht immer Kaviar sein, aber die billigere ist - wie ich an verschiedenen Beispielen erlebt und hier dokumentieren möchte - oftmals die teurere Lösung, nämlich dann, wenn sie versagt.


                     

Detaillösungen in der Praxis
Die Planung und die Ausführung der Dachdetails, die hier zu erwartenden Belastungen aus den Werkstoffen (Rückstellungen), der Konstruktion (Durchbiegung, Bewegungen, etc.), der Bewitterung (Windsog, etc.), ggf. der UV-Belastungen der sonst oft durch Beläge geschützten Abdichtung, entscheiden mittelbar über eine erfolgreiche Abdichtungslösung.

Darüber hinaus sollten langfristig gesehen, Wartungsdetails, wie Abdichtungen mit spritzbaren aber oftmals leider nur begrenzt haltbaren Dichtungsmassen, fatalerweise immer wieder vorgefundene Spachtelabschlüsse (Detaillösungen mit lösungsmittelhaltigen, bituminösen, spachtelbaren Dichtungsmassen) und auch Materialwechsel, die ggf. zu Materialunverträglichkeiten führen können, vermieden werden. An- oder Abschlüsse sollten - wenn möglich - aus der wasserführenden Ebene herausgehoben werden und ggf. zusätzlich gegen mechanische Belastungen (durch Begehen und/oder Befahren von Dachflächen), gegen UV-Strahlung, Hagel, Schnee, Regen etc. mechanisch (z. B. mit einer Abdeckung) geschützt werden.

Gemäss den Forderungen der Flachdachricht-linien und im Sinne einer handwerklichen
  Dichtungslösung, sollen die Detailpunkte einen Mindestabstand von min. 0,50 cm untereinander aufweisen.
Da dieses aber, besonders bei Industrieanlagen und der dort anzutreffenden Vielzahl von Durch-brüchen in der Dachoberfläche, nur selten der Fall ist, sind konstruktive Massnahmen, wie z. B.:
  • das Zusammenfassen mehrerer Durchbrüche,
  • die Verlegung der Durchbrüche (z. B. in der Wärmedämmung),
  • das Herausheben des Dichtungsanschlusses (z. B. mit Dämmstoff)
erforderlich. Dieses ist bei kleinformatigen Durchbrüchen, wie Lüftern, Lichtkuppeln oder Absturzsicherungen, durch relativ einfache konstruktive Massnahmen, wie eine umlaufende Dämmstoffplatte, ohne grossen Aufwand möglich. Eine direkte, längerfristige Belastung durch Wasser, Schnee, etc. wird so am Dichtungsanschluss vermieden.

                     

Selbstverständlich lässt sich nicht jedes Detail ohne entsprechenden Aufwand (Deckendurchbrüche, Verlegen der Strangrohre etc.) lösen. Wie an einem konkreten Objekt (Wohnhaus) vollzogen, kann dies durch sich in der Betondecke befindliche, stark korrodierte (alkalisches Verhalten des Betons) Metallteile (verzinkte Blechrohre) erforderlich sein.

Auch die Zerstörung der Strangrohre (Gusseisen), z. B. durch Bewegungen im Bauwerk, kann die Ursache für die 2. oder 3., leider erfolglose Dachsanierung, sein.

Es gehört meines Erachtens zu den Pflichten des Planers, des Ausführenden, dies bei der Konzeptionierung der Sanierungslösung vorab zu klären, oder den Auftraggeber auf die Notwendigkeit einer Prüfung hinzuweisen.


Meine Erfahrungen als Sachverständiger und Dachplaner haben gezeigt, dass verschiedene Detailprobleme in gemeinsamer Arbeit vor Ort gelöst werden können.
Leider sieht die Praxis, wie folgt aus:
  • eine Lücke in der Detailplanung sprich Ausschreibung ,
  • Bedenken gegenüber der geplanten Ausführung werden (nach Beauftragung, denn vorher besteht kein Vertragsverhältnis, keine Pflicht dazu) angemeldet
  • Nachträge (ggf. mit überhöhten Preisen) werden eingereicht (die Kalkulation passt jetzt wieder)
Die kann leicht zur Verärgerung des Bauherrn führen.

Beauftragt dieser seinerseits, zur Abnahme der (oft zu hoch dotierten) Leistung einen Sachverständigen, kommt es nicht selten zu Meinungsverschiedenheiten, aufwendigen Nacharbeiten oder zur Rechnungskürzung, ggf. anschliessenden Bauprozessen.

Eine andere Variante:
Die Dachfläche ist bereits (ggf. kurz nach dem Ablauf der Gewährleistungszeit) erneut undicht. Einige Detailpunkte, welche auf fast jeder Dachfläche vorhanden sind und oftmals zu Problemen führen, beschreibe ich nachfolgend:
  • Dachrand- An- und Abschlüsse
Hier unterscheidet man im wesentlichen nach der gewählten Funktion, Dachrandan- und -abschlüsse.
Bei Dachrandabschlüssen handelt es sich in der Regel um den Abschluss der Dachabdichtung, z. B. in Form eines Wandanschlusses (siehe nachfolgenden Punkt), der an einem aufgehenden
  Bauteil (z. B. über die Dachkante geführte Fassadenteile) hochgeführt und fixiert wird.
Hier ist darauf zu achten, dass die Wandelemente für die entsprechende Eindichtung geeignet sind (stabiler, flächiger Untergrund) und ein Hinterlaufen oder ein Wassertransport, z. B. durch wasserdurchlässige Fertigteile, ausgeschlossen werden kann.
Im Zweifelsfalle sind diese Elemente bis zur Aussenkante einzudichten oder über dem Dichtungsanschluss zu verkleiden.
Dachrandabschlüsse sollen Hochpunkte darstellen, damit das Wasser nicht über die Dachkante getrieben und dort, ggf. durch Ablagerungen oder Auswaschungen verfärbt, an der Fassade herunterläuft. Dort könnte es sonst nicht nur optische, sondern auch bautechnische Spuren (Durchfeuchtungen) hinterlassen.
Die Ausbildung kann, z. B. als Attika (konstruktive Erhöhung des Dachrandes mit Fertigelementen, durch ein Hochführen der Wandelemente, durch Aufbohlen des Dachrandes, etc.) erfolgen.




Scheinbar ausreichende Detaillösung. Mangelhaft:
durch eine undichte (vertikale) Fugenversiegelung kann der Dichtungsanschluss hinterlaufen werden
  Die Dachabdichtung sollte bei diesem konstruktiven Detail, in der Regel über die Attikakrone hinweg, ggf. bis über die Unterkante der Holzbohle (Feuchtigkeitsschutz), geführt werden.
Eine zusätzliche mechanische Fixierung an der Vorderkante (z. B. mit einem Nagelband), dient dabei der Lagesicherung und dem Schutz der Holzbohle.
Ein zusätzlicher mechanischer Schutz und eine Sicherung gegen Abrutschen der Dachabdichtung, kann durch eine Mauerabdeckung erfolgen. Diese sollte gemäss den Forderungen der DIN 18339, der DIN 18531 und den Flachdachrichtlinien, mechanisch, von der Dachabdichtung getrennt montiert und dachseitig geneigt sein. Dieses erfolgt standardmässig durch die nicht sichtbare, gemäss den zu erwartenden Windsoglasten sturmsicher montierte Halterkonstruktion, auf die die objektbezogen gefertigten Metallfertigteile (u-förmig), abschliessend aufgesetzt werden. Ein kraftschlüssiger, spannungsausgleichender (Dehnung) Dachabschluss ist so gewährleistet. Zwischen der Dachabdichtung und der, durch thermische Längenänderung zu erwartenden, spannungsreichen Metallabdeckung, sollte kein direkter Verbund bestehen.

Eine andere Variante im Bereich der spannungsfreien Verwahrung der Dachabdichtung im Dach-randbereich, sind die mehrteiligen Dachrandprofile. Diese bestehen - je nach Ausführung - aus einem Grund und einem Klemmprofil (Einklemmen der Dachabdichtung) oder aber aus mehrteiligen, variableren Konstruktionen mit Halter-, Stütz- und Gleitprofilen, sowie der individuell zu gestaltenden Blende.

                     



Forderungen der DIN-Normen, Fachregeln etc. in diesem Bereich:
  • Überprüfen der Unterkonstruktion bzw. des einzudichtenden Elements auf seine Eignung (siehe VOB).
  • Lineare Fixierung im Kehlbereich zum aufgehenden Dachrandabschluss.
  • Winddichter Anschluss der Funktionsschichten, wie Wind- oder Dampfsperre und der Abdichtung.
  • Ausbildung des An- bzw. Abschlussbereiches mit separaten Anschlussstreifen (mehrteilig).
  • Höhe des Dachrandabschlusses.

    • bei Dachneigung bis 5 Grad *. 10 cm
    • bei Dachneigung über 5 Grad * 5 cm
    • jeweils über Oberfläche Belag (Kiesschicht, Plattenbelag, Dachbegrünung etc.).

  • Dachseitiges Gefälle (= Mauerabdeckung).
  • Überstand des fassadenseitigen Schenkels des Abschlussprofils, je nach Gebäudehöhe von 5 bis 10 cm.
  • Kein kraftschlüssiger Verbund der Metallprofile zur Abdichtung.
  • Mindestabstand des fassadenseitigen Schenkels in der waagerechten zur Fassadenkonstruktion mindestens 2 cm (abtropfendes Wasser etc.).
  • Bei Gebäuden mit einer Höhe > 20 Metern ist ein statischer Nachweis für die Befestigung des Dachrandes erforderlich !
                     



Besonders im Dachrandbereich zeigt sich immer wieder, dass Metallprofile direkt und kraftschlüssig mit Dichtungsbahnen eingefasst wurden, dass ausreichende Anschlusshöhen nicht gegeben sind, oder dass die vorgeschriebenen Dimensionierungen, (wie z. B. der Abstand des Profils zur Fassade) nicht beachtet wurden.

Die Folgen sind oftmals Spannungen (Risse im Stossbereich, Verformungen, etc.), Überlaufen des Wassers durch Windeinwirkungen, Ablaufspuren an der Fassade und die daraus resultierenden Schäden an verschiedenen Bauteilen (Dach, Fassade, etc.).


Ein Beispiel aus der Praxis:

Bei einem Schaden wurde das Dachrandprofil, montiert an einem Flugzeughangar (lt. Gutachter = nicht ausreichend befestigt !), bei einem Sturm losgerissen und beschädigte mehrere, auf dem Flugplatz befindliche Sportmaschinen.

Schadenshöhe ca. 500.000,-- DM

Der Versicherer lehnt, auf Grund der aus seiner Sicht unterdimensionierten Befestigung, die Schadensregulierung, für den Dachdecker, ab.


Wandanschlüsse, Anschlüsse an Durchdringung wie Kamine, flächige Bauteile etc.

Wie im vorherigen Detailpunkt bereits erwähnt, ist der Detailpunkt Wandanschluss oder besser: "Anschluss an aufgehende Bauteile" in der Abdichtungstechnik, an verschiedensten Bauteilen und Variationen zu finden.
Standardmässig werden Wandanschlüsse an aufgehenden Bauteilen, wie z. B. an Fassaden, Kaminen, Lüftern (Kasten), aber auch an Runddurchbrüchen (Lüftern, Rohren, Stützen, etc.) ausgeführt.
Aus der Beanspruchung dieses Details ergeben sich die folgenden konstruktiven Varianten:

                     

Der bewegliche, 2-tlg. Wandanschluss

Dieser sollte an Übergängen von starren zu beweglichen Baukörpern, bzw. zwischen zwei beweglichen Baukörpern, ausgebildet werden und ist - richtig ausgebildet - in der Lage die auftretenden Spannungen, ohne eine Weiterleitung derselben an die Dachabdichtung, auszugleichen.
Die Anwendung ist meines Erachtens sinnvoll, wenn z. B. Anschlüsse an bewegliche, ggf. vibrierende Bauteile oder zwischen einer sich ggf. durchbiegenden Schale und einem starren Bauteil (z. B. ein Kamin) ausgeführt werden sollen.
Aber auch beim Anschluss an hoch temperierte Rohre, Lüfter, etc., bei denen hohe Temperaturen an der Anschlussfläche entstehen können (z. B. durch Dampf), ist eine solche Ausführung sinnvoll.
In diesem Fall, bei dem es auf Dauer zu einer Schädigung des Anschlussmaterials kommen kann, ist die Abdichtung, ggf. mit einem Dämmstoffstreifen, von der Anschlussfläche zu trennen und oberseitig (z. B. mit einer Edelstahlschlauchschelle) zu fixieren. Der oberseitige Spalt, wie beim standardmässigen, beweglichen Anschluss, ist regendicht abzudecken.

                     


Der starre (eintlg.) Wandanschluss

Flexible Materialien, aber auch der standardisierte, mehrteilige Dichtungsanschluss mit separaten Anschlussstreifen und der mehrlagigen Sicherheit im kritischen Übergangsbereich (Kehle), ermöglichen in ca. 95 % der geforderten Detaillösungen diese Standardversion. Die Flächenabdichtung wird dabei bis zur OK des einzubringenden Keiles (10 x 10 cm), lose am aufgehenden Bauteil hochgeführt und durch den Anschlussstreifen, der von der OK des Anschlusses bis in die ebene Dachfläche geführt wird, noch einmal überdeckt.

                     




Detailmängel in Serie produziert: mangelnder Abstand der Bauteile untereinander, behinderter Wasser-ablauf, korrodierende Bauteile, etc


                     
 

So ermöglicht man in diesem spannungsreichen, bedingt durch verschiedene Materialien und Bewegungen hoch beanspruchten Übergang, eine spannungsausgleichende Zone.
Auch hier ist im Bereich der flächigen, ebenen Abdichtung - wie an der Oberkante des Anschlussstreifen - zur Lagensicherung eine mechanische Fixierung erforderlich.

Grundlegend sind auch hier, wie im vorherigen Detail, folgende massgebliche Forderungen zu berücksichtigen:

  • die Anschlusshöhe

    • bei Dachneigung bis 5 Grad * 15 cm
    • bei Dachneigung über 5 Grad * 10 cm
    • jeweils über Belag ( Dachbegrünung, Kiesschüttung etc.)

  • die lineare Fixierung an diesen Durchbrüchen (hier sind erhöhte Windsoglasten durch Verwirbelung zu erwarten)
  • die Sicherung der Bahnen gegen ein Abrutschen, wie ein regensicherer, oberseitiger Abschluss (z. B. ein Wandanschlussprofil) ggf. mit einem zusätzlichen, ins Mauerwerk eingelassenes Z-Profil zur Abdeckung dieses Bereiches.
  • Der Dichtungsanschlusssollte im Falle einer folgenden Fassadenverkleidung, unter dieser enden. Dies ermöglicht die sichtbare Kontrolle und spart Kosten für Demontagearbeiten (Fassadenverkleidung) bei nachfolgenden Sanierungen.
  • Als Wandanschlussprofile sollten geeignete, biegesteife, profilierte, wie z. B. Aluminiumschienen, mit einem max. Befestigungsabstand von * 20 cm zum Einsatz kommen.
  • Bei Kunststoffbahnen (geringe Dicke) sind herstellerbedingte Verlegedetails, z. B. mit beschichteten Formteilen, zu verwenden.

Anschlüsse an Durchdringungen, wie Lichtkuppeln, Lüfter, etc.
Im Gegensatz zu den vorherigen Punkten, bei denen es sich in der Regel um bauseitige Konstruktionen handelt, haben wir es hier mit werksseitig vorgefertigten, in der Regel aus temperaturempfindlichen Werkstoffen, (nicht objektbezogen gefertigten) geformten Bauteile zu tun.
Die Eindichtung dieser, sich in der Regel in der Entwässerungsebene befindlichen Bauteile, erfolgt vorrangig auf vorgefertigten Klebeflanschen, Manschetten, o.ä.. An diesen Anschlüssen kommt es auf Grund ihrer Lage, verschiedener Werkstoffkombinationen, der leichten Verformbarkeit (Temperaturstabilität), dem Verhalten der verwendeten Werkstoffe (Spannungen bei Metallen, bzw. der Dichtungsmaterialien) etc. , nicht selten zu Materialunverträglichkeiten und Undichtigkeiten.
Oftmals zeigen sich Wechselwirkungen zwischen den Materialien, Überbeanspruchungen durch starke Verformungen oder eine Versprödung der Werkstoffe erst Jahre später.
Grundlegend sind auch hier - wie im vorherigen Detail - folgende massgebliche Forderungen zu berücksichtigen:
  • Das einzubauende Bauteile muss die Anforderungen des Wärmeschutzes erfüllen und für die gewählte Eindichtungsart geeignet sein.
  • Der Klebeflansch muss eine Breite von * 12 cm aufweisen und für die gewählte Eindichtungsart geeignet sein (ggf. vorgefertigte Anschlussmanschetten in gleichen oder kompatiblen Materialien, Schraubflansche, etc.)
  • Die lineare Fixierung an diesen Durchbrüchen (hier sind erhöhte Windsoglasten durch Verwirbelungen zu erwarten) ist ausreichend zu dimensionieren.
  • Zu erwartende, werkstoffbedingte Spannungen an den Anschlüssen sind bereits bei der Eindichtung, bzw. der Wahl der Dichtungsmaterialien zu berücksichtigen.
  • Es ist ein spannungausgleichender Schleppstreifen einzubauen!!
  • Dämmstofflücken sind zu vermeiden!!
  • Die Dampf- oder Windsperre ist am Bauteil ausreichend hochzuführen (> OK Dämmstoff) und dort dicht zu verwahren (z.B. mit einer Edelstahlschlauchschelle).
In diesen Bereichen hat sich - soweit möglich - das zusätzliche Herausheben (z. B. von Lichtkuppeln * 5 cm), durch einen aufgeschäumten Flansch, durch einen umlaufenden, abgeschrägten Dämmstoffstreifen oder Keil, bewährt.
Nicht selten hat der Versuch der Eindichtung (z. B. von Aufsatzkränzen der Lichtkuppeln bis an die Lichtkuppelschalen), zu einer Schädigung der temeraturempfindlichen Lichtkuppelschalen selber geführt.


Anschlüsse an wasserführende Bauteile (Gully, Rinnen, etc.)
Galt in den vorherigen Detailpunkten der Grundsatz, wo kein Wasser hinkommt, da läuft auch keines hinein, so kehrt sich dieser, in den nachfolgenden Detailpunkten um.
Entgegen den Grundforderungen der Flachdachrichtlinien, der DIN 18339, etc. sind diese Detaillösungen als "regelgerechte Sonderlösungen" zu betrachten. So, z.B. die Eindichtung von Metallteilen (Traufblech), aussenliegende Entwässerung (Dachrinne) Grundlegend gilt hier - wie für alle Entwässerungspunkte - die Forderung, ein durchgehendes, ausreichendes Gefälle (lt. Flachdachrichtlinien im Normalfall * 2% vom Hochpunkt bis zum Tiefpunkt Entwässerung) herzustellen, wobei diese Forderung nur selten eingehalten wird.
Das heisst im Bereich der Dachrinne:
  • Absenken der Traufbohle bzw. Einlassen der Rinneneisen in die Traufbohle.
  • Berücksichtigung der nachfolgenden Lagen bzw. des mehrteiligen Anschlusses, wie z. B. des zusätzlichen Schleppstreifens am Übergang Traufblechkante zur Dachfläche (= Spannungsausgleich).
  • Anschluss ggf. mit einer Kehlbahn (Minimierung der Nähte im wasserführenden Bereich).
Beachtenswerte Punkte sind auch der Korrosionsschutz, z. B. bei der Verwendung von Bitumenbahnen (Bitumenkorrosion möglich), aber auch anderen Abdichtungssystemen, bei denen chemische Substanzen verwendet oder herausgewaschen werden können.(siehe Quellschweissmittel, Weichmacherwanderungen und ihre Folgen). Der Anstrich mit Zinkschutzanstrichen kann die Lebensdauer deutlich erhöhen.
 
 



Das Dachschichtenpaket hat sich verschoben, der Dachablauf bildet einer Hochpunkt, die vertikal Bauteile zeigen bereits nach wenigen Jahren Rissen.


                     

Beim Anschluss an die punktuelle Entwässerung (Dachgullys) ist besonders darauf zu achten, dass es sich bei den geplanten Tiefpunkten auch wirklich und auf Dauer um Tiefpunkte handelt (Beachte: Die Durchbiegung der leichten Unterkonstruktion).
Dieses kann, unter anderem durch das Absenken des Dämmstoffes, in einem Bereich zwischen ½ und 1 qm rund um den Dachablauf, dauerhaft ermöglicht werden.

Der Anschluss an den Ablauf sollte mit materialkompatiblen, vorrangig mit materialgleichen, im Ablaufkörper integrierten Manschetten, oder mit der mit einem Klemm- oder Schraubflansch fixierten Flächenabdichtung erfolgen.Eine integrierte Wärmedämmung, ggf. eine Beheizbarkeit, kann für die dauerhafte Funktion entscheidend sein.

                     



Zu geringe Anschlusshöhe:
der lose aufliegende Kies
kann über den Dachrand
geweht werden

                     
  Dazu sollten Randinformationen (z. B. Nutzung des Innenraums, klimatische Verhältnisse, etc.), beim Bauherrn erfragt werden.
Eine mechanische Fixierung um den Dachablauf, bzw. des Dachablaufes selbst, dient der Lagesicherheit. In bezug auf eine (zu erwartende?) Rückstellung der Abdichtungsmaterialien, Windsog, etc. sollte diese unbedingt erfolgen. Die Praxis zeigt, dass so manches Dach, z. B. nach einer Verschiebung des Dachschichtenpaketes (Dämmstoffwanderung, Schrumpf) in die Innenräume oder die Tiefsicken der Stahltrapezprofilbleche, entwässert wurde.
Direkt einzudichtende Metalleinsätze, -flansche oder -gullys sind nicht nur aus dichtungstechnischer, sondern auch auf Grund einer zu erwartenden Korrosion, bedenklich und entsprechen nicht dem Stand der Technik.

Die Bemessungen der erforderlichen Dachabläufe, bzw. der Entwässerungskonstruktionen wird durch die DIN 1968 gemäss der Dachneigung und der Fähigkeit der Regenrückhaltung (z. B. bei bekiesten, oder begrünten Dächern) vorgegeben.

                     

Meine Empfehlung:

An- und Abschlüsse sind in einer Vielzahl auf fast jeder Dachfläche zu finden. Ihre fachgerechte Eindichtung, das langfristige Verhalten der gewählten Materialien etc. entscheiden oftmals über die Funktion des Daches und seine Rentabilität (z. B. bei späteren Sanierungen).

Besonders bei Sanierungen sind folgende Punkte zu prüfen:
  • Kann durch angrenzende ggf. freiliegende Bauteile, Fugenkonstruktionen, Öffnungen etc. Wasser aufgenommen werden, das ggf. (z. B. bei Kaminköpfen aus Ziegelsteinen) vorgehängten Fassadenkonstruktionen (Klinker) zu einem Hinterlaufen der Abdichtung führen kann?
  • Sind an den freiliegenden Bauteilen Haarrisse vorhanden, hat bereits eine Vermoosung stattgefunden, sind Verfärbungen erkennbar?
Hier ist mit einer Feuchtigkeitsaufnahme des Bauteils und einem Hinterlaufen der Abdichtung zu rechnen.


Empfehlen Sie Ihrem Bauherrn bzw. dem Auftraggeber, die Verkleidung oder Eindichtung dieser ggf. schon geschädigten Bauteile, auch wenn es noch nicht zur Durchfeuchtung gekommen ist.
  • Ist der einzudichtende Untergrund, besonders im vertikalen Bereich ausreichend standfest, für eine erneute Abdichtung geeignet?
Zu oft wird die Wärmestandfestigkeit alter Oxydationsbitumenbahnen, bzw. deren Haftung zum Untergrund, überschätzt. Die hier oftmals aufgebrachten neuen Abdichtungen überfordern die alten Deckschichten. Es kann, besonders an der Südseite (Sonneneinstrahlung), zu
  Abrutschungen kommen.
  • Welche Wärmebelastungen treten (z. B. an Rohren oder Lüftern) durch Dampf- oder Wärmeübertragung aus dem Innenraum auf?
Fragen Sie Ihren Auftraggeber (am besten schriftlich).
Eine erhöhte Wärmebelastung (Aufheizen der u.U. vorhandenen Metallteile) kann zu einem Abrutschen der Abdichtung bzw. zu Undichtigkeiten führen.
  • Sind ausreichende Anschlusshöhen vorhanden?
Erkundigen Sie sich genau nach dem geplanten Aufbau der - ggf. durch andere Firmen - aufgebrachten Nutz- oder Schutzschichten.
  • Ist die vorhandene Entwässerung ausreichend? Intakt?
Bedenken Sie, dass die Bemessungen der Anschlusshöhen erst an der Oberkante des Schutz- oder Nutzbelages (im Zweifelsfalle oberhalb der Kiesschicht, der Begrünung, oder der Betonplatte) beginnt.
Laut. VOB übernimmt der Auftragnehmer für den sichtbaren Zustand anderer (angrenzender) Gewerke, welche u.U. die Grundlage für seine Arbeiten sind (z. B. die Gefällegebung), eine Mitverantwortung.

Pflegen Sie den Dialog mit allen am Bau Beteiligten und eine angemessene Dokumentation! Im Rahmen der Organisationshaftung sind sie, u.U. 30 Jahre haftend.

                     

Fazit:
Detaillösungen bei Dachabdichtungen erfordern neben der Kenntnis der Fachregeln auch Materialkenntnisse, handwerkliches Geschick und ggf. den Blick über das Gewerk "Dach" hinaus.

Die Praxis beweist, dass die billige Lösung oftmals bereits nach kurzer Zeit die teurere ist. Aufwendige Sanierungsmassnahmen an bereits geschädigten Bauteilen, ggf. in Verbindung mit einer erforderlichen Beweisführung des Auftragnehmers, nachträglich oft aufwendige Sanierungslösungen,nehmen oftmals ein Vielfaches des eingesparten Betrages in Anspruch.

Jürgen Lech
                     



Quellenangabe:
DIN 1986 - Entwässerungsanlagen
DIN 4108 - Wärmeschutz
VOB/DIN 18339 - Klempnerarbeiten
VOB/DIN 18338 – Dachdeckungs- und Dachdichtungsarbeiten
DIN 18531 - Dachabdichtungen
Richtlinien für die Planung und Ausführung von Dächern mit Abdichtungen -Flachdachrichtlinien-

                     


Literatur:
"Der richtige Weg zur Dachbegrünung" erschienen in: Bausanierung 05/94, Bertelsmann Fachzeitschriften GmbH, Gütersloh
"Kleinode der Abdichtungskunst" - von Jürgen Lech, erschienen in: dbz 12/99, Bertelsmann Fachzeitschriften GmbH, Gütersloh


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