Dacheindeckungen
Die Qual der Wahl              
  mikado 2/99

Ein Dach über dem Kopf zu haben, ist eines der grundlegendsten Bedürfnisse des
Menschen.Im Laufe der Zeit wurden dem Dach neben dem Witterungsschutz immer
mehr Aufgaben übertragen. Die Art, die Form, die Gestaltung und der Anspruch an
das Dach sind mit der Entwicklung des Bauens und dem Anspruchsdenken des
Bauherren/der Architekten deutlich gestiegen.


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Aufgrund der Lohnintensität und den unterschiedlichen Anforderungen an die Langlebigkeit von Dächern haben sich zwei Trends entwickelt :
  • Erstellung eines funktionalen Daches unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Mittel, der Gesamtbaukosten; ggf. mit dem Bewusstsein, in absehbarer Zeit eine Sanierung vorzunehmen.

  • Langfristig erprobte, hochwertige Dacheindeckung, ggf. unter Berücksichtigung des gestalterischen Aspektes und einer zur erwartenden Langlebigkeit erstellen zu lassen.
Besonders in Wohn-, Schul- und anspruchsvollen Nutzgebäuden haben sich, prozentual gesehen, Betondachsteine und Tondachziegel als bevorzugte Dachdeckungsarten durchgesetzt. Andere Dachdeckungsmaterialien/-systeme, z.B. profilierte oder unprofilierte, gross- und kleinformatige Faserzementplatten, Schiefer, gedämmte oder ungedämmte Metallelemente, Bitumenwellplatten und -schindeln sind auf diesen Dachflächen seltener zu finden.

 



Dacheindeckung mit Betondachstein auf einem Mehrfamilienhaus



  Dächer sollen nicht nur das Gebäude schutzen, sondern übernehmen auch gestaltende Funktion


Die harte Bedachung im Wandel der Zeit



Dacheindeckung mit Tondachziegeln (naturrot) auf einer Sporthalle
 
Die Geschichte harter Bedachungsstoffe reicht bis ca. 1.000 v. Chr. zurück. Zu diesem Zeitpunkt kamen die ersten profilierten, harten Bedachungsstoffe zum Einsatz. Eine der ältesten, heutzutage sehr stark noch im Mittelmeerraum vorzufindende Art der Tonziegel, die bereits von den Römern verwandt wurde, sind die Tegula-Ziegel, die erstmals im 12. Jahrhundert ihre Verbreitung in unseren Breitengraden fanden.

Auch die Mönch-Nonnen und der Biberschwanzziegel wurden in dieser Zeit entwickelt und verbreitet. Der Biberschwanzziegel lehnt sich heute wie damals sehr stark an die Form der bereits vor dieser Zeit verwendeten Holzschindeln an.

Heute wie damals wusste man von der leichten Formbarkeit des Tons, der Formbeständigkeit durch den Brennvorgang und nutzte diese Eigenschaften um durch die vielfältigen Form- und Farbgebungen, die unterschiedlichen Deckungsmöglichkeiten die architektonische Gestaltungsfähigkeit der Dächer zu erhöhen.


Seit dem 15. Jahrhundert produzieren holländische Unternehmen Hohl- und S-Pfannen aus gebranntem Ton, ein weiterer Schritt in die Formgebung von Dacheindeckungen. Schon oder erst seit 1844, also ca. 650 Jahre nach der Verbreitung des Mönch- Nonnenziegels in Deutschland, wurden die ersten Zementdachplatten, Vorgänger der heutigen Betondachsteine, in Deutschland entwickelt und verlegt. Ihren Siegeszug traten sie dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts in England mit der Automatisierung der Herstellung an.

Es dauerte noch viele Jahre, bis dieser maschinell hergestellte Betondachstein als preisgünstiger Massenbaustoff nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Bedarf an Dachdeckungsmaterialien mit Tonziegeln kaum noch zu bewältigen war, in Deutschland angenommen wurde. Die Entwicklung der Frankfurter Pfanne durch Rudolf H. Braas 1954 war ein Startschuss in eine neue Ära der Dachdeckung.



Dacheindeckung mit glasierten Tondachziegeln
 

Der Betondachstein - vom Massenbaustoff zum gestalterischen Element ?
Im wesentlichen sind es Massenbaustoffe die zur Herstellung eines Betondachsteins benötigt werden. Quarzsand, der in schier unendlicher Fülle auf diesem Erdball verfügbar ist, Portlandzement, zur Farbgebung Farbpigmente auf Eisenoxidbasis und natürlich Wasser, das sind die vier wesentlichen Bestandteile des Betondachsteins.

Über eine automatische Dosierungsanlage werden diese Materialien nach genauen Gewichtsanteilen gemischt und gelangen dann zur Strangpresse (Extruder), wo sie im sogenannten Strangpressverfahren, auf aneinandergereihte Metallplatten, den sogenannten Pallets zu einem „Endlosdachstein" geformt werden.
Anschliessend wird dieser „Endlosdachstein" auf das gewünschte Mass geschnitten und kommt zur Austrocknung in die Härtekammern.

Dachsteine unterscheiden sich, im wesentlichen in
folgenden Punkten:
  • In der Form,
    so z.B. Dachsteine mit gerundete(m)r oder segmentförmige(m)r Mittelwulst/Deckkrempe; ein- oder doppelmuldig, mit hoch- oder tiefliegendem Längsfalz, mit oder ohne Fussverrippung, mit profilierter oder ebener Oberfläche.
    Der bekannteste Typ mit ebener Oberfläche ist wohl der Biber.
    Der bekannteste Typ mit ebener Oberfläche, mit Seitenfalz ist wohl die Tegalitplatte.
    Entgegen früherer Verfahren, wo die Sichtkante bedingt durch den Schnitt einen Einblick in die poröse Struktur des z.T. nicht durchgefärbten Betons ermöglichte, sind die Kanten bei den Dachsteinen deutscher Hersteller heute abgerundet.

  • In der Oberflächenbeschaffenheit,
    gibt es deutliche, sichtbare Unterscheidungen. So ist die Oberfläche eines „normalen", nicht oberflächenbehandelten Betondachsteins stumpf, mit Poren. An diesen Unebenheiten kann sich Staub, Moos ablagern und das anfallende Niederschlagswasser am zügigen Abfliessen hindern. Durch, bei der Produktion zugeschaltete Nachglätter und Oberflächenbeschichtungen kann eine deutlich glattere, weniger Schmutz empfindliche und ggf. farbintensivere Oberfläche geschaffen werden. Es gibt aber auch heute noch Dachsteine mit einer granulierten Oberfläche, die heute aber eher eine Ausnahme sind. Die oberseitige Granulierung dient dazu, das Abrutschen von Schnee- oder Eisschollen zu mindern.

  • In der Farbe,
    wobei Rot-, Braun- und Grautöne überwiegen. Es gibt aber auch standardmässig, u.U. gegen einen geringen Aufpreis, blaue und grüne Dachsteine.
    Auch Sonderfarben sind, je nach gewünschter Menge, in Absprache mit den Herstellern möglich.

  • Im Format,
    wobei es je nach Hersteller und Modell die unterschiedlichsten Abmessungen, Formate und Formen gibt. Auch Sonderformate sind, je nach gewünschter Menge, in Absprache mit den Herstellern möglich.
 




Ausführung eines Tonnendaches mit wasserführenden Bitumenwellplatten





Flechenbildungen auf Dachsteinen
beeinträgtigen i.d. R. nicht die Funktion
der Dacheindeckung und sind beeinflusst
von Lage und Umfeld







Ein Bild auf/von einem Dach
mit glasierten Tonziegeln





Gestaltung
Betondachsteindächer sind durch die vielzähligen Formen, Farben, Oberflächen und Deckungsmöglichkeiten (beim Biber) unterschiedlich zu gestalten. Ergänzend kann das Gesamtbild des Daches durch optisch ansprechende Einbauteile (s. Schneefanggitter mit Rundholz), sowie Form- und Sonderformteile gestaltet werden. Eine Vielzahl von Detail- und Problemlösungen können so nicht nur technisch, sondern auch optisch ansprechend gelöst werden.
Dass die Mittelwulst, die Deckkrempe nicht immer eine runde Form haben muss, durchaus auch eine "markante", eckige Form haben und ein solcher Dachstein sich so durch ein eigenes Profil deutlich von den herkömmlichen Dachziegeln und -steinen abhebt, hat der neue Dachstein der Eternit AG, der Esbjerg bewiesen.
Ähnlich wie vor Jahren Braas gibt man den Architekten und Planern gestalterische Komponenten an die Hand, je nach Art der Gestaltung passt sich die 5. Fassadenseite den anderen 4 Fassaden seiten an, oder hebt sich bewusst ab.

Durch die geschilderte Vielfältigkeit der Formen und Farben, Detaillösungen und Formteile und den Preis wächst bei Architekten, Bauherren und Denkmalschutzbehörden deutlich die Akzeptanz des Dachsteins. So wird dieser mehr und mehr zur Sanierung bestehender, auch denkmalgeschützter Altdächer verwandt.
Damit erobert sich dieser Anteile an einem Markt, der ehemals ausschliesslich den Dachziegel-, Metall-, Schiefer- u.a. -eindeckungen vorbehalten war.






Im Wandel der Zeit -
Dacheindeckung mit
Tondachziegel. Die
Qualität die Herstellung,
die Anspruche sind
deutlich höher





Nicht regelrechte Ausführung einer hinterlüfteten Dachkonstruktion - der Lüftungsquerschnitt ist zu gering bemessen, eine Traufenbelüftung und/oder Flächenlüfter fehlen
 
Regelgerecht verlegt
Die Regeldachneigung nach Herstellervorschriften liegt bei den profilierten Dachziegeln bei 22° - 25° (Regeldachneigung nach Fachregeln), bei den unprofilierten mit Seitenfalz, z.B. der Tegalitplatte, bei 25 ° und beim Biber bei 30 ° - 40 °.
Eine Unterschreitung der Regeldachneigung ist in Verbindung mit Zusatzmassnahmen, wie z.B. Unterspannungen und Unterdächern, möglich.
Die erst kürzlich veröffentliche novellierte Fassung der „Fachregel für Dachdeckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen" fordert in der Tabelle 1.1 „Erhöhte Anforderung - Nutzung, Konstruktion, klimatische Verhältnisse" nicht nur zusätzliche Massnahmen bei einer Unterschreitung der Regeldachneigung.

So können sich hier verschiedene erhöhte Anforderungen, wie z.B.:
  • die Nutzung des Dachraums als Wohnraum,
  • komplizierte Dachformen (viele Durchdringungen, Kehlen, etc.),
  • besondere klimatische Bedingungen (regen-/schneereiche Gebiete),
  • u.s.w.

addieren und in der Summe eine aufwendigere Dichtung der Unterkonstruktion erforderlich machen.

Die Anforderungen an die Windsogsicherheit wurde in der Tabelle 1.2 neu definiert. Unterteilt in Windlastzonen, in Abhängigkeit von der Gebäudehöhe und anderen Faktoren, ist eine in ihren Auszugswerten nachweisbar wirksame Verklammerung zu erbringen.
Betrachtet man dabei z.B. die Windlastzone I, bei geschlossener Deckunterlage, so wird eine Befestigung erst ab einer Traufhöhe von > 20 m gefordert.

Beachtenswert sind Dächer in exponierten Lagen, so z.B. an der Küste, auf Anhöhen oder bei denen es z.B. durch eine angrenzende, benachbarte Bebauung zu einem Windkanal kommen kann. In solchen Fällen ist ggf. ein objektbezogener Einzelnachweis der Befestigung notwendig.
Oft wiederkehrende Schäden an Dacheindeckungen haben dies notwendig gemacht.


Auch hier gilt: „Der Planer und der Verarbeiter müssen Besonderheiten, die solche Massnahmen nötig machen können, erkennen und bereits im Vorfeld berücksichtigen."



Der Tondachziegel - vom gestalterischen Element zum Massenbaustoff ?
Der Marktführer in Sachen Gestaltung, Form, Oberflächen, Farben und Deckungsmöglichkeiten ist wohl immer noch der Tondachziegel.
Hier ist (wenn man es bezahlen möchte/kann) fast alles möglich.

Die Formen....
und Grössen sind vielfältig, angefangen vom Mönch-Nonnenziegel über die Hohlpfanne, den Mulden- und den Doppelmuldenfalzziegel, den Biber als klassische Form, bis hin zu den zum Teil herstellerspezifischen Sonderziegeln und nun auch den Grossflächenziegeln.

Alle mir bekannten Hersteller bieten unterschiedliche Oberflächen bei ihren Ziegeln an. Von der Grobkeramik, dem naturroten Tonziegel (unbeschichtet/empfindlich) über die engobierten bis hin zu den glasierten Ziegeln. Durch unterschiedlich farbige Ziegel, besonders Biberschwänzen, entstehen Bilder auf dem Dach. Aber auch Firmenlogos, -schriften sind sehr beliebt.

Die Deckungsarten/-möglichkeiten sind je nach Ziegelart unterschiedlich.
Auch hier bieten Biberschwanzziegel, die Hohlpfanne, u.a. unterschiedlichste Möglichkeiten. So kann der Biber wahlweise in Kronen- und Doppel-, die Hohlpfanne in Aufschnitt- und Vorschnittdeckung verlegt werden.
Hinzu kommen die unterschiedlichsten Detaillösungsmöglichkeiten wie eingebundene, eingedeckte Kehlausbildungen u.a.m.

Von kleinformatig bis grossformatig
wird bei Ziegeln viel geboten und so ist es nicht nur mit denkmalschützerischen Aspekten, sondern auch mit der architektonischen Gestaltungsfreiheit zu begründen, dass Dachziegel mit ihren fast unbegrenzten Variations- und Gestaltungsmöglichkeiten eine führende Position im anspruchsvolleren Segment der Dacheindeckung haben.

So ist mir kein Schloss bekannt, welches mit Betondachsteinen eingedeckt ist, aber auch bei der Eindeckung der eigenen Dächer bevorzugen die Dachdeckermeister neben Schiefer, Tonziegel. Aber auch um das traditionelle Erscheinungsbild vieler Bergmannssiedlungen, Altstädte u.a. zu erhalten gibt es seitens der Behörden Auflagen, Tonziegel, ggf. bestimmter Art und Farbe, zu verwenden.
 

Kleinformatige Ziegel/Dachsteine erlauben die sichere Eindeckung auch ungewöhnlich gestalteter Dächer


So habe ich selbst vor ca. 20 Jahren in einem traditionellen Essener Stadtteil ein Dach mit Hohlziegeln und Strohdocken eingedeckt. Eine lehrreiche Erfahrung, die auch etwas mit traditioneller Handwerkskunst zu tun hat.

Grossflächenziegel sollen im Wettbewerb mit den Betondachsteinen durch eine höhere Verlegeleistung und reduzierte Lohnkosten, Marktanteile, z.B. im konventionellen Wohnungsbau zurückgewinnen.
Aber auch das Gewicht spielt, betrachtet man die Lasten, die Dacheindeckungen einem Dachstuhl, einem Gebäude aufbürden, eine gewichtige Rolle.
Dacheindeckungen mit Grossflächenziegeln werden vielfach teurer als solche mit Betondachsteinen, aber deutlich günstiger als mit kleinformatigen Ziegeln sein.

Im Vergleich braucht man pro Quadratmeter Dacheindeckung mit
    herkömmlichen Ziegel (z.B. Muldenfalz, u.a.) ca. 15,0 Stk.
    Grossflächenziegeln (z.B. Nibra) ca. 10,0 Stk.
    Betondachsteinen (z.B. Frankfurter Pfanne) ca. 10,0 Stk.
Die an verschiedenen Objekten und durch Angaben von Dachdeckern ermittelten Kosten je Quadratmeter Dacheindeckung mit den jeweiligen Betondachsteinen/Tonziegeln in NRW belaufen sich im Mittel für:
    herkömmliche Ziegel (z.B. Muldenfalz, u.a.) ca. 44,00 DM
    Grossflächenziegel (z.B. Nibra) ca. 39,00 DM
    Betondachsteine (z.B. Frankfurter Pfanne) ca. 28,00 DM
Wobei zu diesen immer die Kosten für die Konter- und die waagerechte Lattung, Unterspannung, ggf. Wärmedämmung, Form- und Einbauteile, Anschnitte u.a.m. hinzuzurechnen sind.


Gestaltung
Der Tondachziegel besticht, wie bereits erwähnt, durch seine Arten-, Form-, Oberflächen- und Deckungsvielfalt. Aber auch im Bereich der Detaillösungen mit Formziegeln u.a. ist er, bedingt durch die leichte Formbarkeit des Tones, die, so ist auf vielen Messen immer wieder zu sehen, im Bereich der Formteile noch mit der Hand erfolgt, unerreicht.
Eine Vielzahl von First-, Trauf-, Ort- u.a. -ziegeln werden hier sehr individuell durch, z.B. keramische (Sanitär)Lüfter, tönerne Aufsätze (z.B. ein Hahn für den First) ergänzt.
Somit hat man beim Ziegeldach, ausgenommen von wenigen Details, wie z.B. den Dachfenstern u.a. eine Dacheindeckung aus einem Werkstoff herzustellen.


Regelgerecht verlegt
Die Regeldachneigung nach Herstellervorschriften liegt bei den Dachziegeln zwischen 22 und 40 Grad, je nach Art und Eindeckung.
Durch die z.T. aufwendigen Kopf- und Seitenfalzen, z.T. Doppelverfalzungen, gewährleisten einzelne Dachziegelhersteller für bestimmte Ziegelarten für die Frostbeständigkeit, die Funktion auch bei einer Verlegung von >=10 Grad Dachneigung.
Der Irrglaube, den ich in vielen Gesprächen immer wieder höre, dass eine solche Verlegung ohne eine darunterliegende wasserführende Schicht (Unterdach) erfolgen kann, ist weit verbreitet. Die Herstellerangaben beziehen sich dabei nur auf die dauerhafte Funktion der Dachziegel und nicht auf die Gesamtfunktion des Daches und setzen die Forderungen der „Anerkannten Regeln der Technik (aaRT)", zu denen auch die Fachregeln des Deutschen Dachdeckerhandwerks zählen, nicht ausser Kraft.
Eine Unterschreitung der Regeldachneigung ist in Verbindung mit zusätzlichen Massnahmen, wie z.B. Unterspannungen, wasserführenden Unterdächern, möglich.


Vorsicht Regelverstoss !
Entgegen der Vorgaben der anerkannten Regeln der Technik wird, z.T. herstellerseitig die Eindeckung ohne ausreichende Hinterlüftung, ohne Konterlattung propagiert.
Diese Art der Ausführung wäre ein Verstoss gegen die aaRT und ist mir bereits bei verschiedenen Objekten bekannt geworden. Diese Vorgehensweise kann für den Architekten/Bauherren zu unerwarteten Nachträgen (u.U. nach Auftragsvergabe), für den Ausführenden zur Abnahmeverweigerung (gravierender Mangel) und für alle Beteiligten u.U. zum Bauprozess führen. Ausserdem sind Schäden am Dach, wie ggf. auch an den darunter liegenden Bauteilen und Räumen durch eine daraus möglicherweise entstehende mangelnde Hinterlüftung, wie es Untersuchungen von Prof. Liersch belegen, zu erwarten.
Zu berücksichtigen ist ausserdem, dass es sich dabei, m.E. um einen organisatorischen, ggf. arglistig verschwiegenen Mangel handeln kann, wobei die Gewährleistung sich auf einen Zeitraum von 30 Jahren verlängern kann.

Fazit
Dacheindeckungen mit Dachsteinen haben sich neben denen mit Dachziegeln im Bedachungsmarkt etabliert, haben in den letzten fast 50 Jahren bedeutende Marktanteile errungen und sind m.E. dabei, ein eigenes Profil zu entwickeln.
Sie sind i.d.R. unter ökonomischen Gesichtspunkten deutlich günstiger zu realisieren als Dacheindeckungen mit Dachziegeln, aber auch der ökologische Aspekt des Recyclens der alten, abgedeckten Dachsteine sollte bei einer Entscheidung pro oder kontra Dachstein von Bedeutung sein.
Die hohe Bruch- und Frostbeständigkeit des Betondachsteins sind weitere positive Eigenschaften, die in Gebieten mit extremer Witterung, wie z.B. der Alpenregion eine tragende Rolle spielen.
Nach wie vor hat der Betondachstein jedoch die besten Erfolgsaussichten immer dort, wo neben der Funktion ausschliesslich der Preis entscheidet und/oder ungewöhnliche Formen eine entscheidende Rolle spielen.

Dachziegeleindeckungen sind im Vergleich mit Dachsteineindeckungen vielfältiger, meist eleganter, haben aber auch ihren Preis, der sich i.d.R. deutlich abhebt. Bessere Marktchancen bei grossflächige Dachflächen versprechen sich einige Ziegelproduzenten mit grossflächigen Ziegelformaten und neuen Oberflächengestaltungen.
 



Natürliche
Oberflächengestaltung - Dacheindeckung mit
Mönch-Nonnen Ziegeln





Gestaltungsmöglichkeiten - Tondachziegel (oder Betondachstein) auf/an Dach und Fassade
  Die Domäne des Dachziegels ist gestern wie heute insbesondere das Dach, an dem diffizile Detaillösungen handwerklich einwandfrei ausgeführt werden müssen, an welches erhöhte ästhetische Anforderungen gestellt werden und ein ungewöhnliches Erscheinungsbild erwartet wird. Beispiele finden wir im vollkeramischen Dach, aber auch bei Ornamentdeckungen u.a.m..

Bauherr, Planer und Handwerker sollten gemeinsam bedenken, dass nicht allein die Wahl des Bedachungsmaterials für die dauerhafte Funktion des Daches entscheidend ist. Die Gründe für ein frühzeitiges Versagen liegen vielfach tiefer.



Wenn Sie mehr über Dächer wissen wollen besuchen Sie die BFD-Dachseminare im März 1999 in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Leipzig & Stuttgart.





Quellennachweis:
DIN 456 - Dachziegel; Anforderungen, Prüfung, Überwachung
DIN EN 490/491 - Dach und Formsteine aus Beton
DIN 4108 - Wärmeschutz im Hochbau
DIN 18338 - Dachdeckungs- und Dachdichtungsarbeiten
DIN 18339 - Klempnerarbeiten

Fachregel für Dachdeckungen mit Dachziegeln und Dachsteinen, herausgegeben vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks, Köln, Ausgabe 9/97
Fachbericht „Wärme und Feuchteschutz", von Pro. Dr. Ing. K-W. Liersch, erschienen in „Der Dachdeckermeister", Kleffmann-Verlag, Bochum - Ausgabe 2/98
Fachbericht „So wird das Alte wieder neu", von Gaston Lemme, erschienen in „Das Dachdeckerhandwerk", R. Müller Verlagsges., Köln - Ausgabe 11/98
Braas Handbuch „Geneigte Dächer", Braas Dachsysteme GmbH, Oberursel


Herstellerangaben der:
Braas Dachsysteme GmbH & Co, Oberursel
Eternit AG, Berlin
Gebr. Laumanns GmbH & Co KG, Brüggen
Broschüre der Adolph Kroher Cement- und Cementwaren-Fabrik, Staudach (Nachdruck Braas & Co. GmbH, Frankfurt


Literaturhinweis:
"Das Dach - Regelfunktionen, Gestaltung, Beanspruchungen, erschienen in "bauzeitung" , Verlag für das Bauwesen GmbH, Berlin - Ausgabe 10/95
"Fälle aus der Praxis", erschienen in "Das Dachdeckerhandwerk", Müller-Verlag, Köln - Ausgabe 14/97
"Regelgerechte Bauausführung im Dachdeckerhandwerk (Nachschlagewerk)", erschienen in WEKA Baufachverlage GmbH, Augsburg


Quellen:
Bilder F4, F10: Gebr. Laumanns GmbH & Co KG, Brüggen
Zeichnung Z1 - Braas & Co. GmbH, Frankfurt
Bilder F8, Deutsche O.F.I.C. GmbH, Wiesbaden
Bilder Z3, F11, Eternit AG, Berlin
Sonstige Bilder: Jürgen Lech-BFD, Essen

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